rosagelb
Dezember 7, 2017 § 6 Kommentare
Rosa ist gefährlich. Kein Farbeffekt ist billiger zu haben. Sexualisiertes Fleisch, Biologie, Urschlamm. Noch gefährlicher in Verbindung mit gelb. Jetzt, wo der Maler Balthus mal wieder auf den Prüfstand kommt – eine Online-Petition fordert die Abhängung des im New Yorker Metropolitan Museums hängenden Gemäldes „Therese, träumend“ (s. Artikel „Lolita soll gehen“ in der Süddeutschen von heute) – und die Grenzen zwischen Kunst und Realität, Vorstellen und Handeln neu verhandelt, vielleicht nachjustiert werden, lohnt es sich, neu über all dies nachzudenken. Welche Freiheit hat der Künstler. In welcher Verantwortung steht er. Was darf von Kunst erwartet werden. (Nebenbei: ein Blogger echauffierte sich neulich über eine am Steuer mit dem Handy telefonierende Tatortkommissarin – als hätte sie per se eine Vorbildfunktion, bzw. der Tatort den Auftrag zur Volksbildung) Und eines scheint mir klar: jede Gesellschaft verhandelt die Grenze zum Unerlaubten, zum Tabu hin aufs neue. Und passiert dies, werden spannende Einblicke in die Grundlagen der menschlichen Existenz möglich.
Ein abgebrochener Kirschbaum und ein Aufbruch in die Berge
August 17, 2017 § 8 Kommentare
Sitze ich am Küchenstisch und blicke zum Fenster hinaus, sehe ich ein Stück Dachfirst, rötliche Ziegel, Baumwipfel und Himmel. Ob der luftige Höhe komme ich mir ein wenig wie auf einem Hochsitz im Wald vor, inmitten der großen Stadt freilich. Als ich heute morgen, Restschlaf in den Augen, ans Küchenfenster trete, ist etwas anders. Ein Loch, ein riesiges Loch, so viel ist klar. Aber was genau fehlt? Schließlich dämmert mir das ganze Elend. Von der alten, wunderlich verzweigt gen Himmel auskragenden Kirsche fehlt ein Hauptast. Das teilweise sichtbare Flatterband auf dem Rasen unten weist das Unglück bereits amtlicherseits als ein solches aus. Dabei war nicht mal Sturm heute Nacht. Später treffe ich den Hausmeister im Hof, der den gewaltigen Ast bereits portioniert hat, aber darauf besteht, das alles so bleibe bis der Baumbegutachter sich die Sache angesehen hat. Hoffentlich muss der Baum nicht gefällt werden, denke ich, breche ein kleines Zweiglein vom Teilast ab und radle zur Arbeit. Mein letzter Arbeitstag, übrigens. Denn – Damen und Herren, geneigte Leserschaft! – morgen geht’s erstmal zum Wandern in die Ostalpen. Nach Jahren der Erholungssuche an den Gestaden der Ostsee und des Mittelmeers ein überfälliges Vorhaben. Schließlich sind Berge nicht dafür gemacht, blöd in der Gegend rumzustehen, sondern sie wollen bewundert und begangen werden. Genießen Sie den reifen Sommer, laben Sie sich am üppigen Grün, bleiben Sie mir gewogen. Sofern ich mich nicht beim Aufstieg am Berg entmaterialisiere wie dereinst das Mädchen Miranda beim Aufstieg zum Hanging Rock in Peter Weirs genialem Erstlingswerk Picnic at Hanging Rock melde ich mich beizeiten zurück aus dem Berliner Urstromtal. Stay tuned.
Ein Wort zum lieben Gott
Mai 23, 2017 § 5 Kommentare
So lieb ist der liebe Gott nun auch wieder nicht, dass er dem, der keinen Inhalt hat, die Form schenkt.
Alfred Hrdlicka
Keines meiner Pigmente ist so durchsetzungsstark wie Oxidrot. Am besten, man überlässt ihm das Feld, allenfalls moderiert durch großzügige Dreingabe von Weiß und Cadmiumgelb. Auch so ein Brechermineral.
(Aus dem Bode-Museum: eine Caritas-Figur)
Waldsee
Mai 10, 2017 § Hinterlasse einen Kommentar