Kranarbeitem am Himmel

März 27, 2023 § Ein Kommentar

In Anbetracht des eben beobachteten Naturspektakels unterbreche ich die Alchemistenserie und schiebe ein aktuelles Foto ein, dass ich auf meinem Heimweg am Landwehrkanal knipste. Joachim Schlichting hat vor ein paar Tagen auf seinem gleichermaßen instruktiven wie unterhaltsamen Blog Die Welt physikalisch gesehen auf das Faszinosum Wolken hingewiesen.

Und obschon es hier so aussieht, als könne der Mensch Wolkengebilde in Schach, sprich: am Horizont halten, machen sie erfahrungsgemäß was sie wollen. Sie stieben auf und davon:

Digitale Alchemie III

März 26, 2023 § Hinterlasse einen Kommentar

Digitale Alchemie II

März 25, 2023 § Hinterlasse einen Kommentar

Digitale Alchemie I

März 23, 2023 § 2 Kommentare

Gelegentlich unterziehe ich ältere Bilder aus meinem Fundus einer digitalen Nachbearbeitung. Meist überblende ich dann das Bild mit einem der vielen Abklatsche, die ich in meiner Eitempera-Phase angefertigt hatte. Die App Procreate stellt eine ganze Reihe unterschiedlichster Algorithmen bereit, die in ihrer Anwendung auf zwei oder mehr digitale Bildvorlagen ganz unterschiedliche, stets aber überraschende Wirkungen erzeugen. Das reicht dann von farblichen Manipulationen bis zu Verfremdungseffekten, die das jeweilige Ausgangsmaterial weit hinter sich lassen. In nächster Zeit werde ich hier einige Ergebnisse vorstellen.

Manchem Ende wohnt ein Zauber inne

März 20, 2023 § 11 Kommentare

Die Schätze sind geborgen, das Übrige entsorgt. Zutage treten die Eingeweide eines 60 Jahre währenden Habitats. Reste der übereinander geschichteten Tapeten weisen den Weg in die Vergangenheit. Aus den Wänden quellende Kabel führen in den Maschinenraum einer mit ingenieurhafter Obsession verbastelteten Wohnung. Ein letztes Mal sprechen die Wände für den, der die Zeichen zu deuten vermag. An der Schwelle vom Noch zum Nicht-mehr entfalten die leeren Räume einen ganz eigenen Zauber, künden von Aufbruch gar. Eine gnädige Märzsonne spendet Beifall, bevor ihr nachmittägliches Sinken Schatten heraufziehen lässt. Nichts bleibt. Alles kommt.

Hallo Sie haben Ihr Kind vergessen

März 18, 2023 § 2 Kommentare

rief die Wäschereiangestellte meiner Tante hinterher, als diese, mich im Kinderwagen links stehen lassend Richtung häußlicher Kaffeetafel davoneilte. Unseren heutigen Helikoptereltern wäre so etwas nicht passiert. Aber meine übrigens gerade frisch verheiratete Tante war es ja auch nicht gewohnt, einen Kinderwagen durch die Stadt zu schieben. Solche und andere Geschichten werden erzählt beim gemeinsamen Betrachten alter Fotoalben, die wiederum auf den Tisch kommen, weil die aufzulösende Wohnung ihre Schätze preisgibt. Meine Mutter wurde als Kind von ihrer Oma zum Pfarrer geschickt, damit dieser die Erlaubnis gab zum Fleischessen an einem Karfreitag, der dummerweise mit einem runden Geburtstag der Oma zusammenfiel. Natürlich wurde auch der Pfarrer zum Geburtstagskarfreitagsbraten eingeladen, das Dienstmädchen bekam nichts vom Braten. Wenn später, nachdem ihr Lieblingssohn, seines Zeichens überaus beliebt im Ort und als SS-Mitglied zuständig für die Bewachung der Kriegsgefangenen (Emslandlager), dann doch strafversetzt an die Ostfront und dort gefallen – wenn also nach dem Krieg die sowieso ungeliebte Schwiegertochterwitwe Besuch bekam von einem aus dem Osten geflohenen jungen Mann, sagte die Oma regelmäßig empört da kommt er wieder, der Knecht. Während des Krieges, erinnert sich meine Mutter, kam eines Tages der Opa von seinen in der emsländischen Heidelandschaft versorgten Bienen aufgeregt nach Hause und sagte, da werden sie alle totgemacht (er meinte nicht die Bienen). Meine Tante wiederum weiß zu berichten, dass nach dem Krieg im britisch besetzten Münster an Weihnachten alle Kinder zum Schokoladetrinken eingeladen wurden und an einer langen Tafel platznehmen durften, während die Mütter nichts bekamen und stehen mussten. Diese Art der Umerziehung berührt. 

Von allen hier abgebildeten Verwandten leben noch zwei.

Von Innovations- und anderen Zyklen. Eine kleine Brandrede

März 10, 2023 § 2 Kommentare

Innovationszyklus und Generationenzyklus driften auseinander. Ersterer beschleunigt sich, letzterer verlangsamt sich. Es ist zwar eine Binsenweisheit zu behaupten, früher reichte, was man einmal gelernt hat, für ein ganzes Leben, während man sich heute noch in fortgeschrittenem Alter weiterbilden soll. In den Köpfen der Menschen angekommen ist das aber mitnichten. Und wer sollte es ihnen auch übel nehmen? Wohnt doch der in Jahrtausenden geformten Physis unserer Natur ein Trägheitsmoment inne, das selbst munterste Gedankenspiele nicht auf Fingerschnipp hin auflösen können. Nehmen wir die Sprache. Wer in früheren Jahren am Diskurs gebildeter Menschen teilnehmen und ernst genommen werden wollte, musste sich dem Sprachdiktat eines Grüppchens beauftragter Sprachregler, geschützt unter dem Dach Duden-Redaktion beugen. Das war praktisch, denn so durfte nur mitreden, wer die bis in feinste Verästelungen hinein reglementierte Sprache perfekt beherrschte (in Schrift wie in Hochsprache). Dass sich aus dem ursprünglich auf das Wirken einer preußischen Altherrenrunde zurückgehende Normativ eines einheitlichen Schriftdeutschs zur Freude vieler Sprachbegabter und Literaten ästhetisch Funken schlagen ließen, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das komplizierte Regelwerk zuvörderst eine Hürde darstellte, die erstmal übersteigen musste, wer dazu gehören wollte. Und war das – bei dem ein oder der anderen oft mühsam Errungene – erstmal erreicht, musste der Besitzstand mit Zähnen und Klauen verteidigt werden. Nur so ist in meinen Augen vor Jahren der teils erbittert geführte Widerstand gegen die damalige Rechtschreibreform zu erklären. Inzwischen sind wir einen Schritt weiter, und das Gleiche wiederholt sich in Sachen gendergerechte Sprache. Wer da freimütig bekennt, er sei zu alt für „son Scheiß“, genießt Artenschutz und meine volle Sympatie. Werden jedoch großkalibrige intellektuelle Geschütze aufgefahren, fehlt mir jegliches Verständnis. Das sogenannte generische Maskulin ist eines dieser Geschütze. Jeder, der mal ältere oder alte Texte gelesen hat weiß, dass in früheren Jahrhunderten selbstverständlich von Männern die Rede war, wenn maskuline Berufs- oder sonstige Bezeichnungen gewählt wurden. Galt es ausnahmsweise doch mal eine Frau zu „meinen“ in einer das öffentliche Leben und den öffentlichen Diskurs beherrschenden Männerwelt, so wurde ausdrücklich die weibliche Endung gewählt. Erst ganz allmälich und mit zunehmender Akzeptanz des Projekts Gleichberechtigung und dem Vordringen von Frauen in angestammte Männerdomänen bekam die bis dahin selbsterklärend funktionierende Sprache ein Legitimationsproblem. Dieses in den Griff zu bekommen ist fürwahr eine Mammutaufgabe, und selbstredend haftet vielen Versuchen, eine patriarchal geformte und dominierte Sprache unter die Fittiche humaner, emanzipatorischer Errungenschaften zu zwingen, etwas ungewollt Hilfloses, oft genug Lächerliches an. Schenkelklopfer und witzig klingende Sprachzoten sind hier wohlfeil zu haben. Warum aber wird das Projekt generell mit soviel Häme und Spott überzogen? Ich tippe auf das Phänomen der auseinanderdriftenden Zyklen. Gleiches gilt in Bezug auf das humane Projekt der Inklusion. Anstatt, wie in früheren Zeiten üblich, bestimmte (Minderheiten-)Gruppen auszugrenzen, leben wir Gottseidank in einer Zeit erhöhter Aufmerksamkeit für „die Anderen“. Da geht es schlicht um die Neuverteilung von Macht, Einfluss und Sichtbarkeit. Wer sich heute als „alter weißer Mann“ diskriminiert fühli, bekommt genau dies zu spüren. Betrachtet man innerhalb einer Gesellschaft die zu verteilende Macht als einen Kuchen, so müssen selbstverständlich die zu verteilenden Stücke kleiner werden. Wechseln also Frauen vom Katzen- an den „Herren“-Tisch und nehmen sich ihr Stück vom Kuchen, bleibt für die Männer weniger übrig und enger wird’s am Tisch auch, was nicht jedem schmeckt. Dazu kommen ja noch die Innovationen in Sachen Technik – hier genießen wir übrigens gerne stillschweigend was uns zupass kommt, und jammern umso lauter über Negativa, die an der ein oder anderen Stelle eben auch anfallen. Letztlich muss der Mensch natürlich jammern. Denn wäre er immer zufrieden gewesen, hätte er die Bäume nicht verlassen und sich nicht weiterentwickelt. Ich persönlich jedoch klinke mich hier aus. Evolution und Fortschritt kommen auch ohne mich zurecht.

Großstadtimpressionen

März 8, 2023 § 2 Kommentare

Den Zeichenstift an die Tasten abgegeben

März 6, 2023 § Hinterlasse einen Kommentar

Mal wieder mit dem Rapidograph durch Instagram flaniert. Das übt und bietet nebenbei immer wieder Anregendes. Igor Levit beispielsweise postete dieser Tage einen Videomitschnitt eines Meisterkurses von Artur Rubinstein. Mit über 90 und schon fast blind spielt dort diese Legende, als Wunderkind noch vom Brahms-Intimus Joseph Joachim gefördert, das A-Dur Intermezzo aus op. 118 von Brahms. Das tief Empfundene klingt wie beiläufig. Ohne Gewese brint er die richtige Saite unserer Seele zum Klingen. Da muss man erst mal tief durchatmen. Und gleich die Platte mit den Intermezzi von Gould rauskramen. Der schwebte zwar nicht über den Tasten, sondern kroch in sie hinein, im Ergebnis aber ebenso großartig. Ach ja, zeichnen ist ja ganz schön, aber…. seufz…

1. März 2023

März 1, 2023 § Hinterlasse einen Kommentar

Seit ich Opas Sessel in mein Zuhause überführt habe, betrachte ich von diesem meinem neuen Lieblingsplatz aus die Welt. (Mir kommt da Kinky Friedman in den Sinn, der einen seiner Krimis mit dem Satz beginnen ließ, vom Schreibtisch aus halte ich die Welt mit zwei Revolvern in Schach. Soweit würde ich nicht gehen) Da gibt es erst mal nicht viel Spannendes zu sehen außer ein wenig durchs Erkerfenster hereinlugender Moabiter Himmel und das Sofa mir gegenüber. Anlass genug, diese einer raschen Rapidographerkundung zu unterziehen

Auch das bereitgestellte Getränk mitsamt Lektüre kommt in den Blick.

Dazu klingt Four Tet aus den Boxen. Das entzieht sich jeglicher Visualisierung, weshalb ich hiermit auch schon am Ende der heutigen Einlassung bin.

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