Fremdwörter
Dezember 1, 2011 § Ein Kommentar
Wissenschaftler sagen kluge Dinge über komplizierte Sachverhalte. Dafür benutzen sie oft Fremdwörter, denn nur die sind mitunter der Komplexität eines Sachverhalts angemessen. Manchmal aber dienen die Fremdwörter nicht der Sache, sondern der Person. Es geht weniger darum, WAS gesagt wird, sondern WER es sagt. Sie haben also keine erkenntnistheoretische, sondern eine soziale Funktion. Der Sprecher möchte zu erkennen geben, dass er dem Universitär-akademischen Komplex angehört, oder dorthin strebt. Auch die, die ganz selbstverständlich und für jederman erkennbar dazugehören, pflegen gern den Gebrauch so schöner Begriffe wie
Replikationskompetenz
Generationen von Malern, Dichtern, Komponisten haben voneinander abgekupfert und wirkten so am Entstehen einer Tradition, die Allgemeinverständlichkeit gewährleist. Auf einer Tagung in Bayreuth sprach der auch medial stets präsente Philosoph Sloterdijk in diesem Zusammenhang von „Replikationskompetenz“. Toll. Wenn das Kind demnächst von der Schule nach Hause kommt und gesteht, bei der Klassenarbeit abgeschrieben zu haben, klopfe ich ihm anerkennend auf die Schulter und sage, papperlapapp, du hast einfach deine Replikationskompetenz unter Beweis gestellt.
Der Dilettant probierts gleich aus. Wir sehen ihn hier, ganz replikationskompetent, eine Fotografie abzeichnen:
Und weil der (Stein)-Wein von der Mosel heute besonders gut schmeckt, spendiert der Dilettant ein wenig Farbe:
Man sieht: es denkt sich gleich viel intensiver, und die himmelwärts strebende Hand kommt ihrem Ziel noch näher.
Und der Anlass des ganzen Themas? Natürlich: Replikationskönner haben Konjunktur!