Die Internationale Funkausstellung im Harz

Januar 30, 2021 § 8 Kommentare

In meiner Kindheit gab es zuhause keinen Fernseher. Wohl aber bei meinen Großeltern, die wir regelmäßig in Bielefeld besuchten. Bleibenden Eindruck hinterließ die Berichterstattung von der Internationalen Funkausstellung aus Berlin, die während eines dieser Besuche stattfand. Westberlin hing damals am Tropf der alten Bundesrepublik, und ein Leben dort wurde, wann immer sich die Gelegenheit bot, in den buntesten Farben beworben. Der Bericht von der IFA glänzte also nicht nur mit den neuesten technologischen Entwicklungen, sondern zeigte die Facetten einer Großstadt, in der es sich leben ließ. Damals verblüffte mich eine Szene am Wannsee. Strandleben wie ich es von der Nordsee kannte, mitten in der Großstadt. Das schien mir exotisch und grundierte in diesem Mix aus Urlaubs-Laissez-faire und Glamour fortan meine Vorstellung von Berlin. Als ich viele Jahre später nach Berlin zog, erlebte ich einen Winters zugefrorenen Wannsee, aber das Kribbeln im Bauch, ausgelöst von dieser Kindheitserinnerung, war noch da. Heute nutzten wir den ersten verschneiten Morgen dieses Winters und fuhren in den Grundewald, mitten in der Großstadt. Und so sah’s da aus:

Das kriegt der Harz im Winter auch nicht besser hin. Facetten einer Großstadt – das verblüfft mich noch immer. Und hier dachte ich spontan an Winterszenen niederländischer Maler:

Die heilende Kraft der Natur – es hier bewahrheitet sich das Sprichwort auf verblüffende Weise. Heruntergerutscht (und früher auch mal Skigefahren) wird hier nämlich auf Weltkriegstrümmern. Der Teufelsberg ist Berlins größter Trümmerberg, aufgeschichtet bis in die frühen siebziger Jahre hinein aus den Überresten zerbombter Häuser.

Ein fortwährender Kreislauf. Irgendwie beruhigend.

Den Kopf frei malen…

Juli 23, 2013 § Hinterlasse einen Kommentar

Bei brillantem Wetter ergab sich am Wochenende an einem kleinen Sandstrand an der Havel inmitten des Grunewalds ein Gespräch über meinen malerischen Ansatz. Ich erklärte, durch unablässiges Zeichnen eine Art automatisierbarer Fertigkeit im figürlichen Darstellen erlangen zu wollen. Wäre irgendwann ein bestimmtes Niveau erreicht, so würde ich alles Erlernte über Bord werfen, freien Impulses folgend einfach drauflos malen, und könnte mich darauf verlassen, dass die geübte Hand per se eine Sicherheit anatomischer Verbildlichung verbürgte. So etwas in der Art hatte ich gesagt, die bereits tief stehende Sonne brannte auf Hirn und Körper, und eine Pause entstand. Nach einer ganzen Weile meinte meine Begleiterin: Klingt ziemlich verkopft. Meine durch das landschaftliche und auch sonstige Setting romantisch verklärte Gestimmtheit trübte sich ein. Ich war ja angetreten, mich malend zu befreien. Von verkopften Grübeleien und selbstreferentiell verschwurbelter Hirnakrobatik. Ich wollte malend die Handbremse meines Lebens lösen und losbrausen. Ins Ungewisse. Ins Unbekannte. Mich selbst entdecken. Und nun, ich wähnte mich bereits ein gutes Stück vorangekommen auf diesem Weg, das Urteil. Verkopft. Nun, dachte ich, manchmal ruft man eben die Geister, die man loswerden will. Hier half es freilich ungemein, die Geister aus  einem so klugen, hübschen Kopf zu vernehmen.

An der Havel

Wo bin ich?

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