Paris Teil drei

Juni 17, 2013 § Hinterlasse einen Kommentar

Skizze6zuti5887

Dieser Herr stand vor mir in der Schlange wartender Menschen, Einlass begehrend in die Orangerie am Rande der wunderbaren Tuilerien. Drinnen setzt sich die Gartenlandschaft in Gestalt großartiger Seerosenpanoramen von Monet fort. Dann zwei sehr schöne frühe Picassos, expressive Arbeiten von Soutine und – wieder ein van Dongen, diesmal in Öl. Mehr davon – immerhin zwei Gemälde – gab’s dann überraschenderweise in der ständigen Ausstellung des Centre Pompidou, diesem fantastischen Monolith inmitten der pulsierenden Stadt. Im Grunde das, was der Berliner Palast der Republik nach der Wende hätte werden können, hätten ihn verspätete Kalte Krieger in Siegerpose nicht der Abrissbirne preisgegeben. Ein Jammer, der noch jammervoller wird angesichts des Schlossneubaus, der in offizieller Sprachregelung ja nicht mehr Schloss heißt sondern Humboldtforum, was ihn einer nachvollziehbaren Begründung nicht einen Jota näher gebracht hat. Zumal die Humboldtschen Tagebücher, die man in einer der vielen Schlosskammern ja hätte zeigen können, längst außer Landes geschafft wurden und jetzt für ein Geld wieder zurück gekauft werden müssen, von dem man das Schloss gleich wieder abreißen kann. Könnte, falls neue Machthaber dereinst wieder andere Werte setzen. Wo war ich doch gleich? Ach ja, im Centre Pompidou. Da kann man nämlich zwischen zwei Bildern den Blick immer wieder hinausschweifen lassen über die Dächer von Paris. Eindeutig das schönste der bis dato von mir in Paris besuchten Museen.

Frauenkopf im Quadrat

Hatte ich schon geschrieben, dass mich das heftig rotierende neue Daft Punk Album in so einen Zustand dauerzart-säuselnden Deliriums versetzt, hart an der Grenze zur Lebensuntüchtigkeit? Ich lehne Drogen ja ab, weil da das Vorkassenprinzip sträflich vernachlässigt wird – Motto: fly now pay later. Aber hey, wo steht geschrieben, dass Musik verboten ist?

Aktzeichnen

November 11, 2011 § Hinterlasse einen Kommentar

Von Nietzsche stammt die Bemerkung: „Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.“ Trost und Versöhnung des Menschen mit seinem unbegreiflichen Schicksal – darum geht’s wohl letztlich in der Kunst. Und wie gelingt das in der Malerei? Durch Darstellung archetypischer Muster und traumatischer Erlebnisse. Dafür stellt die antike Mythologie reichlich Material zur Verfügung. Aber trösten lassen will sich der Mensch auch am und durch das Schöne. Da Maler in der Vergangenheit Männer waren, lag nichts näher, als Frauen, insbesondere: schöne, nackte Frauen zu malen. Das kollidierte zwar mit einem strengen Sittenkodex. Doch sprang dankenswerter Weise auch hier die antike Mythologie ein. Sie bot einen unerschöpflichen Fundus an Begebenheiten, die sich um nackte Frauen in Gegenwart überwiegend bekleideter Männer ranken. Wollte der Künstler also eine nackte Frau malen, so nannte er sie Diana, Venus usw. Dieser Aufwand – es musste schließlich die mythologische Begebenheit plausibel mit entsprechenden Attributen ausgestaltet werden – verringerte sich im Laufe der Jahrhunderte. Im 19. Jahrhundert verlagerte sich die Begründung für weibliche Nacktheit zunächst von ehemals zeitlicher Distanz (Antike) zu räumlicher (Orient). Man titulierte die Nackte schlicht als „Odaliske“ und nahm Bezug auf vage Vorstellungen libidinöser Haremswelten. Manet schließlich in seinem Skandalbild platzierte die nackte Frau inmitten angezogener Zeitgenossen und legte den Finger auf die Wunde. Damit aber war die Moderne eingeläutet. Nackte Tatsachen bedurften fortan keiner äußeren Begründung mehr. Und was in früheren Zeiten das Privileg von Künstlern war, ist heutzutage das Einmaleins kapitalistischer Werbung: Sex sells. Vom Olymp in herab in die Grabbeltische unserer Warenwelt – das ist das Schicksal antiker Göttinnen.

Aber nun das letzte für heute, nach all den Göttinen: Zeus auf einem Barhocker

Wo bin ich?

Du durchsuchst momentan Beiträge mit dem Schlagwort Manet auf Der Dilettant.