Mein Leben auf Zelluloid

April 24, 2019 § 4 Kommentare

Zur Reaktivierung meines seit längerem brachliegenden Tagesfotoprojekts kaufte ich mir unlängst eine Rollei 35S. In den Sechzigern entworfen und bis in die achtziger Jahre hinein produziert, ist sie die wohl kleinste Kleinbildkamera und somit perfekt für meine Zwecke. Begonnen hatte die Serie mit dem ersten Tagesfoto am 19. Februar 2000, geknipst mit einer analogen IXUS im APS-Format. Die damalige Entscheidung für das APS-Format erwies sich leider als Fehler, denn am 9. Juni 2015 war mein Kontingent an APS-Filmen endgültig aufgebraucht, die Produktion längst eingestellt. Ich entschied mich für die versuchsweise Fortführung des Projekts auf digitaler Basis und knipste fortan mit der Sony RX-100, einem kleinen und nicht üblen Apparat, dessen Möglichkeiten ich natürlich auch für Fotos außerhalb des Projekts nutzte. Dadurch veränderte sich aber der „Flow“ des Projekts. Statt einer sich lückenlos auf Zelluloid materialisierenden Folge trat die Notwendigkeit einer nachträglichen Auswahl des jeweiligen „Tagesfotos“ am Rechner und damit eine schleichende Verwässerung des ursprünglichen Gedankens, ein einmaliges Auslösens des Tagesfotos nicht im Nachhinein einer Manipulation anheimzustellen. Nach längerem Hin und Her stellte ich die „offizielle“ Produktion der Tagesfotos ein. Dennoch ließ mir der Gedanke an das Projekt keine Ruhe. Angeregt durch einen äußeren Zufall und ein erneutes Interesse an der analogen Fotografie starte ich nun einen neuen Anlauf mit der Rollei. Und ich verhehle nicht meine Faszination für das Vollmechanische, Primitive, dieser Kamera. Sie funktioniert einwandfrei ohne die eingebaute, aber defekte Elektronik. Belichtungszeit, Blende und Entfernung sind anhand von Erfahrungswerten manuell einzustellen, Ergebnisse unterliegen jederzeit einem Zufallseffekt, die Unmöglichkeit jeglicher planbaren Perfektion begeistert mich. Heute also holte ich den ersten abgeknipsten Film im Fotoladen ab, nachdem ich 36 Tage lang mehr oder weniger ins Blinde hinein fotografiert hatte, ohne die Spur einer Ahnung, wie die Bilder wohl werden würden. Und was soll ich sagen – die Qualität der Bilder überrascht mich. Chemie ist wohl, was die korrekte Belichtung angeht, einfach viel toleranter. Butterweiche Farbverläufe, überraschende Zufallseffekte, authentisch schummriges Kneipenlicht, einfach mehr Spaß am Knipsen. Leider meinte es der Fotoladen zu gut mit mir und ließ einen Papierabzug weg. Zu dunkel. Hab‘ ich also das Negativ mit meinem Epson-Dinosaurier selbst eingescannt, und siehe da:

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Monika Grütters eröffnet am 4.4.2019 die Lotte-Laserstein-Ausstellung in der Berlinischen Galerie, als hätte Rembrandt sie gemalt.

Koof im Kiez!

Dezember 13, 2012 § 2 Kommentare

IXUS Kadaver

Dies sind die Reste meiner IXUS. Vor eineinhalb Jahren gab sie den Geist auf, nachdem sie mir über zehn Jahre regelmäßig, nämlich genau einmal pro Tag, gute Dienste geleistet hatte. Der APS-Film steckte fest und die Kamera ließ sich nicht mehr öffnen. Ein Canon-Spezial-Reparaturgeschäft winkte damals nur ab, da sei nichts mehr zu machen, überhaupt lohne der Aufwand nicht. Jetzt aber, nachdem die in der Kamera unentwickelt schlummernden Bilder historisch geworden sind, unternahm ich einen neuen Versuch, zu retten was zu retten ist. Ein Tipp führte mich zu Foto Meyer am Viktoria-Luise-Platz in Berlin. Ein enthusiastischer, extrem freundlicher junger Mann nahm sich der Sache an und zog tatsächlich nach über einer halben Stunde harter, tüfteliger Arbeit den Film aus dem Restkorpus der IXUS, und zwar schön in einer lichtdichten Stofftasche, so dass der Film nun im Labor entwickelt werden kann. Dabei war der Laden voll und es gab genug zu tun. Der Angestellte aber ließ sich von seiner Begeisterung für die Materie leiten und rettete den für mich so wichtigen Film. Fantastischer Laden! Also liebe Leute: Kauft im Laden um die Ecke! Meidet Amazon und andere Großschmarotzer!. Verspielt nicht die Zukunft unserer Städte mit kleinen, bunten, individuellen Läden und echten Menschen darin indem ihr, um ein paar Cent zu sparen, nur noch in Versandhäusern kauft!

Wo bin ich?

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