Von Conrad Felixmüller zu Heinz Lewerenz

April 12, 2013 § Ein Kommentar

Wie bereits erwähnt besuchte ich neulich die Felixmüller-Ausstellung in Chemnitz. Warum gerade dieser Maler? Nun, abgesehen davon, dass es dort wirklich schöne Bilder zu sehen gibt – z. B. das Portrait der Frau Feilgenhauer in atemberaubend apfelgrün samtigem Kleid, oder das Bild zweier Liebender im Park „Im Frühlingswind“ – hat es mit diesem Maler, der hinter den Großen wie Dix, Grosz usw. ein wenig zu kurz kommt, noch eine andere Bewandtnis. Sehr persönlich, zugegebenermaßen, und eine Geschichte halt. Die geht so: Felixmüller studierte in Dresden zusammen mit Böckstiegel, einem aus dem Westfälischen stammenden Maler. Beide waren befreundet, sogar verschwägert. Böckstiegel wiederum war zuvor an der Bielefelder Kunstgewerbeschule bei Godewols ausgebildet worden, u. a. zusammen mit einem gewissen Heinz Lewerenz. Dieser Kreis um Godewols fuhr zu Ausstellungen der damals revolutionären Französischen Maler und rezipierte intensiv die aktuellen Strömungen in der Kunst. Nach dem Ersten Weltkrieg etablierte sich in Bielefeld eine regelrechte Künstlergemeinschaft, eine progerssiv-bohemieske Szene mit reger kultureller Aktivität (ja, man unterschätze mir Bielefeld nicht!) In diesen Kreisen verkehrte auch eine Kusine meines Großvaters, Herta Keller, die sich von jenem Lewerenz nicht nur malen, sondern gleich auch schwängern ließ. Leider hatten es zu dieser Zeit uneheliche Kinder schwer, und meine Mutter erzählt, dieser Junge blieb immer ein wenig außen vor. Und es scheint, dass Lewerenz, der später nach Kassel ging, und dessen spätere Familie, von seiner „Jugendsünde“ nichts mehr wissen wollten. Seine Bilder aber wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Bielefeld bei Ausstellungen gezeigt. Und so kam es, dass den Sohn, der inzwischen nach England ausgewandert war, aus dem fernen Bielefeld eines Tages die aufgeregte Nachricht einer Verwandten erreichte: in der Kunsthalle, da hängt an prominenter Stelle ein Portrait deiner Mutter ! Das sind so Geschichten. ..

Und hier, ohne Bezug zur Geschichte, eine kleine Skizze, die ich neulich – es regnete mal wieder – in der U-Bahn ins Notizbüchlein kritzelte:

Mann in der U-Bahn

Wo bin ich?

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