Osterkühe

April 1, 2024 § 4 Kommentare

Nein, nicht Hasen gab‘s zu Ostern. Kühe warteten auf der dem Häuschen im hessischen Vogelsberg benachbarten Weide darauf, nicht verspeist, und sei es aus Schokolade, aber doch gezeichnet zu werden. Als ich mich mit Kladde, Zeichengerät und Stühlchen bestückt dem Zaun näherte, bemerkten mich die noch jungen Kühe sogleich und kamen herbei getrabt. Freilich mehr an Naturalien als an Kunst interessiert langweilten sie sich bald in meiner Gesellschaft und zogen schnaubend und prustend ihrer Wege. Mir hinterließen sie einen Schwarm Fliegen, der die Arbeit eine zeitlang erschwerte (ist die Fliegensaison Ende März eigentlich schon offiziell eröffnet? Oder war das jetzt eine Art „Anfliegen“?)

Von lieblichen Orten und allerhand Plackereien

November 22, 2023 § 12 Kommentare

Hier hängt der Himmel mal nicht voller Geigen, sondern voller Bäume. Genauer: voll d e s Baumes. Denn es handelt sich um die Eiche hinterm Häuschen im Vogelsberg, die sich gerade ihres diesjährigen Laubes entledigt. Hier suchen wir die Natur und erbauen uns an ihr. Freilich die domestizierte, denn oft vergisst man, dass die sich selbst überlassene, „unberührte“ Natur zwar ein Sehnsuchtsort bleibt, selten jedoch physisch aufgesucht werden möchte. Zu groß wären die Beschwerlichkeiten, von denen Menschen in früheren Zeiten leidvoll zu berichten wussten. Was wir heute gerne Natur nennen, und als eine von Menschenhand bedrohte betrachten, war früher buchstäblich Wildnis. Sie bedeutete für den Menschen in seinem Alltag ein einziges Hindernis. Zwar gab es früh in der Literatur den „locus amoenus“, den lieblichen, mit Naturerfahrung assoziierten Ort zum Verweilen, doch hatte der wenig gemein mit Alltagserfahrungen, wo schon der Weg in den Nachbarort ein schwieriges, oft gefährliches Unterfangen war. Aber zurück zur Eiche hinterm Häuschen im Vogelsberg. Der Weg dorthin ist dank menschengeformter Natur zwar im Allgemeinen gut gangbar, die Eiche jedoch entledigt sich nach wie vor ihres Laubes nach eigenem Gutdünken. Wir haben also vier Stunden Laub gerecht und gegabelt, bis die Wiese drumherum wieder halbwegs frei war und das feuchte Grün in der Sonne blitze und funkelte. Und damit das anderntags nicht in den Knochen zu spüren sein würde, haben wir schön mal links, mal rechts gerecht, immer durchsetzt von Mikropausen zum Recken und Strecken der Gliedmaße und beiläufigem Umherschauen.

Bescheidene Wunder

Juli 21, 2023 § 2 Kommentare

Es gibt keinen direkten und irrtumsfreien Zugang zu den Grundlagen meines Ich- und Selbstbildes schreibt Gerhard Roth, denn alles beruht auf Interpretationsleistung des Gehirns. Gerade vor dem Hintergrund von Therapieerfahrungen interessieren mich mögliche Zugänge zum Selbst, zur Beeinflussbarkeit eigenen Handelns und Fühlens. Und hier spricht mir Roth aus der Seele, decken sich doch seine Analysen und überblicksartigen Darstellungen verbreiteter Konzepte mit eigenen Erfahrungen, beziehungsweise Berichten anderer. Wie sehr, entgegen der alten dualistischen Vorstellung einer scharfen Trennung von Körper und Geist, und wahrnehmbar gerade bei Störungen und Traumata, alle Bereiche ineinandergreifen, wird mir immer wieder bewusst. Dabei erweist sich körperlich Erworbenes am stabilsten. Vom Körpergedächtnis als dem „letzten Bollwerk psychischer Erkrankung“ schreibt Roth. Hier im hessischen Vogelsberg urlauben wir derzeit naturnah, erfreuen uns an der schier unerschöpflichen Vielfalt des Seins und schätzen uns glücklich, all dies erleben zu dürfen.

Nachtrag

Mai 3, 2022 § 4 Kommentare

zum vorherigen Blogbeitrag. Die wie ich finde etwas lieblichere Variante meiner Acrylstudie aus dem Vogelsberger Wald.

Weh mir…

April 27, 2022 § 8 Kommentare

Über Ostern weilten wir im Hessischen und hatten das Glück, einen sonnigen, wenngleich noch etwas frischen Morgen auf der Ostterasse des Häuschens im Vogelsberg genießen zu können. Der Dreiklang aus zartblauem Himmel, luftig weißen Wölkchen und erstem Grün schmeichelte unseren Sinnen. Die Seele baumelte einen Moment und ließ das Große und Ganze in den Hintergrund treten. Der Wald hinterm Häuschen ließ ob seiner Kargheit noch genug Licht durch, weiße Blütenpracht mischte sich mit trockenem Geäst und erstem Grün. Das zieht offenbar noch immer ausreichend Wasser aus den trockenen Böden. Aber – weh mir, wo nehm ich, wenn es Sommer ist, das Wasser, und wo die Blumen und Gräser der Erde? Hölderlin wusste nichts vom Klimawandel, aber die Natur in Ihrem unbarmherzig stoischen Lauf taugte ihm als Gleichnis für seelische Nöte. Die von ihm erlebte Natur will uns heute paradiesisch scheinen, dabei war sie den Damaligen mindestens so bedrohlich wie anmutig. Der vertrocknete Baum mit expressiv aufgeplatzter Rinde inmitten zart frühlingshafter Pracht so wie ich ihn hinterm Häuschen sah, beeindruckte mich jedenfalls. Nach einer Fotografie enstanden gestern zwei Versionen in Acryl, von denen dies die zweite ist.

Fotografisches Protokoll eines Arbeitseinsatzes mit anschließender Autofahrt durch Wintereinbruch

Dezember 13, 2017 § 4 Kommentare

 

Endlich der erste Schnee. Alljährlich ein saisonaler Höhepunkt. Dieses Mal Zusammentreffen mit einem seit längerem geplanten Arbeitseinsatz auf dem Häuschengrundstück im Hohen Vogelsberg und anschließender Rückfahrt nach Berlin. Im PKW auf der Autobahn durch sanft rieselnden, später heftig peitschenden Schneefall. Die Karavane zog mal langsam, mal schleichend, mal stehend Richtung Berlin. Seltsames Verhalten mancher Karavanenteilnehmer, bedauerliche Havarieen in folgedessen, aber davon unberührte Konzentration unsererseits auf das nicht alltägliche (Natur)schauspiel. Bevor die Dämmerung alles Licht nahm, zugeschaltetes Zartrosa und damit Anknüpfen an den letzten Artikel hier. Einfahrt in die traumhaft eingeschneite Große Stadt kurz vor Mitternacht, butterweiche Ankunft. Leider alles weggeschmolzen andernmorgens.

Wo bin ich?

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